Komm, süßer Tod! Aber manchmal kommt er einfach nicht. Wie in diesem Krankenzimmer einer Klinik irgendwo in Norddeutschland. Vor dem Fenster rauscht ein schwerer Sommerregen hernieder, rauscht auf das Flachdach, auf die Kastanie vorm Fenster, in der eine Amsel flötet. Sommer. Sommer am Lebensabend.

Komm, süßer Tod. Die 86-jährige Patientin hört den Amselgesang nicht, sie, die frühere Biologielehrerin, die einmal jeden Zaunkönig vom Buchfink unterscheiden konnte, hört nicht, spricht nicht, dämmert zwischen Bewusstlosigkeit und Schlaf. Ein schwerer Schlaganfall, halbseitige Lähmung, Sprachzentrum betroffen, steht in der Patientenakte. Zwei Söhne, eine Tochter haben sich am Bett versammelt, flüsternd. Weiß man, wie viel die Mutter versteht, ohne zu reagieren? Wer wird die Nacht bei ihr bleiben? Wie lange wird "es" dauern?