DIE ZEIT: Herr Tinnemann, Sie bringen Medizinstudenten der Berliner Charité bei, mit welchen Strategien die Pharmaindustrie versucht, auf sie einzuwirken. Erkennen die Studenten denn überhaupt ihre eigene Gefährdung?

Peter Tinnemann: Es ist bei ihnen so, wie wir es von bereits praktizierenden Medizinern kennen: Fast alle sind der Ansicht, dass Ärzte von der Pharmaindustrie beeinflusst werden. Zugleich glauben sie aber, dass es sie persönlich nicht betrifft. Auf diesen Widerspruch weisen wir hin. Im Laufe des Seminars stellen die Studierenden dann selbst immer kritischere Fragen, etwa: Wer sagt uns eigentlich, dass unsere Dozenten unabhängig sind von den Interessen der Industrie?