Ein Gespräch mit einem Arzt. Er erzählte aus einem kleinen Krankenhaus auf dem Land, in dem Patienten immer schlechter behandelt würden. Es ging dabei nicht um einzelne Pfuscher oder Kunstfehler, sondern um ein Phänomen, das jeden Winkel seiner Arbeit erreicht hatte: einen Dauer- konflikt zwischen dem Wohl der Patienten und dem der Klinik.

Ein Einzelfall? Ein Wald-und-Wiesen-Krankenhaus, das im Verteilungskampf um begrenzte Mittel besonders verantwortungslos handelte? Wenn man Ärzten in Deutschland zuhört, ergibt sich ein deutliches Bild: In den Krankenhäusern tobt ein Kampf ums Überleben. Nicht nur um das von Patienten, sondern auch um das der Kliniken selbst, die seit der Gesundheitsreform des Jahres 2000 in einen Wettbewerb miteinander gezwungen wurden, der sie effizienter machen sollte. Was auch gelungen ist: Die durchschnittliche Liegedauer wurde zwischen 2000 und 2010 von 9,7 Tagen auf 7,8 Tage reduziert; die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen in Deutschland betragen seit vielen Jahren, trotz alternder Bevölkerung, um die 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Was diese Zahlen auf den Stationen bedeuten, das haben uns fünf Ärztinnen und Ärzte geschildert. (Einige medizinisch nicht relevante Details wurden so verändert, dass sie und ihre Patienten nicht wiedererkennbar sind.)