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Franziska Hahn NEON-Traumjob: Wie wird man eigentlich … Softwareentwicklerin?

NEON-Traumjob: Softwareentwicklerin
Eine der besten Sachen an Franziskas Job? Sie kann arbeiten, wo sie will!
© Julia Hüllenkrämer Fotografie
Traumjob gefunden: Franziska arbeitet als Softwareentwicklerin in Düsseldorf. Aber wie wird man das eigentlich? Und wie sieht so der Arbeitsalltag aus? Mit NEON sprach sie über die Freiheiten des Internets und das Arbeiten in einem Bereich, der bislang vor allem von Männern dominiert wurde.

Um wen geht's?

Franziska ist 27 Jahre alt und arbeitet derzeit als Softwareentwicklerin bei Auxmoney, einer Internet-Firma für Kreditangebote in Düsseldorf. 

Was machst du den ganzen Tag?

Softwareentwicklung umfasst viel mehr als Programmieren. Man muss sich oft mit Nutzern der Software, Teammitgliedern, anderen Entwicklungsteams und Abteilungen absprechen. Außerdem versuchen wir als Team besser zu werden und erarbeiten Maßnahmen, wie wir immer noch eine Schippe drauflegen können. 

Den größten Teil meines Tages nimmt dann aber doch das Programmieren ein. Manchmal baut man völlig neue Module und oft erweitert und optimiert man bestehenden Code. Um sicherzustellen, dass alles nach wie vor funktioniert, schreiben wir sogenannte automatisierte Tests, die immer wieder ausgeführt werden. Einmal im Monat haben wir einen "Open Space Day", an dem wir team- und abteilungsübergreifend an Projekten arbeiten, die uns interessieren und von denen wir glauben, dass sie das Unternehmen weiterbringen. Dabei ist zum Beispiel auch die Eventreihe "TechBrainBattle" entstanden – ein Quizabend mit wechselnden Themen, zu dem wir Nerds in unser Büro einladen. 

Wenn ich mal alleine und hundertprozentig fokussiert an etwas arbeiten möchte, kapsel ich mich einfach einen Tag irgendwo völlig ab. Solange LTE oder DSL zur Verfügung steht, spielt der Ort, von dem aus ich arbeite, keine Rolle. Für mich ist das ein großer Luxus, den mir mein Beruf bietet.

Wie wird man das?

Die Frage kann ich nicht pauschal beantworten. Weil Informatik ein vergleichsweise junger Berufszweig ist, gibt es mehrere Optionen: Ausbildung, Studium oder Quereinstieg. Ich persönlich habe eine dreijährige Ausbildung als "Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung" gemacht. Dabei sammelt man  direkt eine Menge Berufserfahrung.

Ein Informatikstudium bringt je nach Ausrichtung noch tiefere Einblicke in verwandte Gebiete (beispielsweise Mathematik oder Wirtschaft) mit sich. Außerdem ist ein abgeschlossenes Studium besonders dann sehr hilfreich, wenn man eine hohe Laufbahn im öffentlichen Bereich einschlagen will – also zum Beispiel in einer Behörde. Ich kenne auch Leute, die an die Ausbildung noch ein Studium angehängt haben. Das ist also auch kein Problem. Wer eine Ausbildung machen möchte, sollte meiner Erfahrung nach bestenfalls einen Realschulabschluss vorweisen können und in der Schule oder Freizeit erste Erfahrungen im Programmieren gemacht haben. Besonders gut kommen natürlich gute Noten in Mathematik und Informatik an. Am besten ist es, wenn man schonmal eigenständig ein kleines Projekt entwickelt hat und den Code in der Bewerbung mitschickt. Dann können die Firmen den Wissensstand gut abschätzen und es zeugt von echtem Interesse am Beruf. Es gibt da aber keine offiziellen Standards.

Johann Waschnewski

Welchen Satz kannst du nicht mehr hören – und warum?

"Wie kommt man denn als Frau darauf?"  Solche Fragen sind abhängig vom Kontext schon seltsam bis nervig für mich. Noch schlimmer ist es, wenn Leute aufgrund meines Geschlechts denken, ich würde ausschließlich Design machen und gar nicht programmieren. Das kommt leider häufiger vor.

In meinem Team ist das Geschlecht überhaupt kein Thema. Für meinen Freund ist es auch normal, dass man das tut, was man eben am besten und liebsten macht. Und meine Eltern haben mich zum Glück auch immer unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Ohne diese Selbstverständlichkeit wäre ich nicht da, wo ich bin. 

In der IT arbeiten in Deutschland momentan tatsächlich mehr Männer als Frauen. Trotzdem ist es völlig normal, wenn der technische Horizont einer jungen Frau über das Suchen von YouTube-Makeuptutorials hinaus geht. Manchen gefällt das eine, anderen etwas anderes. Ganz unabhängig vom Geschlecht. Man sollte einfach mal ausprobieren, welche Branche am besten zu einem passt.

Das alles fängt schon sehr früh in der Erziehung an. Wer von klein an der Erwartungshaltung unterliegt, dass alle Jungs nur Autos mögen und Krieg spielen müssen und alle Mädchen Märchenprinzessin sein möchten, wird dieses Bild einen Großteil des Lebens im Kopf haben. Da fällt es schwer, aus diesem Schema auszubrechen und selbstständig darüber nachzudenken. Ich versuche das meistens ganz ruhig zu erklären, wenn mich jemand darauf anspricht. Fast alle Menschen sehen dann auch schnell ein, dass man ja gar keinen Penis zum Programmieren braucht. Mit den Fingern zu tippen ist eh viel schneller.

Wie ist die Bezahlung?

Machen wir uns nichts vor: Die Bezahlung in der IT ist sehr gut. Egal ob Softwareentwicklung, Beratung oder Serveradministration. In der deutschen IT herrscht Fachkräftemangel und fast jede Firma sucht heutzutage IT-Spezialisten. Es gibt in der Bezahlung aber deutliche Unterschiede je nach Branche, Standort, Programmiersprache und Berufserfahrung. Wenn man nicht gerade im öffentlichen Bereich arbeitet, kann Verhandlungsgeschick da viel ausmachen. Einen Vergleichswert bieten die Ergebnisse der jährlich durchgeführten Developer Survey von Stackoverflow. Ein realistisches Einstiegsgehalt nach Ausbildung oder Studium liegt irgendwo zwischen 2800 und 4000 Euro brutto.

Was ist das Beste am Job?

Freiheit in so vielen Ausprägungen. Ich bin frei in der Branchenwahl, habe flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte, kann neue Dinge ausprobieren und mich dann für die beste Lösung entscheiden. Außerdem kann ich neben der eigentlichen Tätigkeit auch immer mit ganz konkreten Maßnahmen das große Ganze nach vorne bringen. Im Laufe der Jahre kristallisiert sich bei allen heraus, was aus individueller Sicht wichtig ist und was nicht.

Sobald sich die Lebensumstände ändern – wenn man beispielsweise ein neues Haustier hat, ein Kind bekommt oder sogar auswandern möchte – ist man frei darin, seine berufliche Situation an das eigene Leben anzupassen.

Was ist das Nervigste?

Man ist bei Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern die erste Anlaufstelle bei allen technischen Fragen. Auch wenn es vielleicht gar nichts mit Programmierung zu tun hat. Ich persönlich freue mich aber immer, wenn ich meine Omi glücklich machen kann, indem ich die Uhr am Ofen umstelle. Ich glaube, insgeheim geht das den meisten so.

Dein Tipp für Newcomer?

Programmiert schon etwas bevor ihr mit einem Studium oder einer Ausbildung anfangt. Welche Programmiersprache ihr nutzt, ist dabei erst einmal gar nicht so wichtig. Lasst euch nicht davon einschüchtern, wenn der Informatikunterricht nicht euer Ding ist – der ist nicht unbedingt realitätsnah. Und überlegt euch gut, ob ihr für ein Produkt (IT-Abteilung einer großen Firma) arbeiten wollt oder lieber für verschiedene Kunden (Agentur).

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